Interview mit Büroleitern Iris Siekiera
Marco Nehls: Wie bist du zu diesem Job gekommen?
Iris Siekiera: Zufall... durch Beziehungen. Ich war arbeitslos, und da mich Markus kannte, hat er mich dann gefragt, als Frau Gentemann krank wurde, ob ich das Büro übernehmen könnte.
Marco Nehls: Du bist ja auch Mitglied der SPD. Gab es da einen Grund für?
Iris Siekiera: Meine Tochter wurde 1988 geboren, und damals gab es nur wenig Betreuungsplätze in Giesen.

Wir haben dann eine Elterninitiative gegründet, und da war es gut, in einer Partei zu sein. Wobei es ja in Giesen schwierig ist, in der SPD zu sein.1 Von den Programmen her finde ich die SPD einfach besser als die CDU. In der Kommunalpolitik wäre es allerdings ohne Parteien einfacher, in Giesen bügelt die CDU alles, was von der SPD kommt, ab. Die Verwaltung spricht nichts ab. Ich bin ja auch Sozialausschuss-Vorsitzende und Fraktions-Sprecherin im Ortsrat, aber es gibt keine Gespräche, wenn z.B. eine Kita eröffnet wird. Das ist so Giesen-spezifisch, dass Anträge oft gar nicht bearbeitet werden.
Marco Nehls: Du warst ja, bevor du hier angefangen hast, Versicherungskauffrau. Hilft dir das bei diesem Job auch?
Iris Siekiera: Es ist ganz was anderes. Das hilft in Bezug auf Technik, also Word, Excel, Powerpoint, Outlook. Ich könnte eigentlich jeden Bürojob machen, das ist alles letztlich gleich aufgebaut, nur die Inhalte sind anders.
Marco Nehls: In der SPD duzt man sich ja. Hilft das, wenn man mit Leuten aus der SPD spricht, die man vielleicht vorher nicht kannte?
Iris Siekiera: Ach... Ja, schon, es ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Es ist aber auch wichtig, dass man respektvoll umgeht. In einer Mail habe ich ein Mitglied auch erst gesiezt. Man sollte nicht sofort duzen, obwohl jemand Mitglied ist. Man sollte etwas vorsichtiger sein. Aber ich finde, man kann auch respektvoll miteinander umgehen, wenn man sich duzt.
Marco Nehls: Wie ist die Arbeit mit Markus Brinkmann. Ist er ein guter Vorgesetzter?
Iris Siekiera: Joa, der macht, was ich will... Nein, ich kenne ihn schon ein paar Tage, es ist für mich eine wesentliche Voraussetzung, dass ich meine Meinung sagen kann. Wir haben ein vertrauensvolles Verhältnis.
Marco Nehls: Macht dir deine Arbeit Spaß?
Iris Siekiera: Ja. Es ist sehr interessant, man hat mit vielen Themen zu tun. Man kann nicht alles wissen, aber sich informieren. Ich habe auch lange selbst Veranstaltungen organisiert, also das ist alles kein Problem. Es ist abwechslungsreich.

Interview mit dem Abgeordneten Markus Brinkmann
Marco Nehls: Warum bist du Mitglied der SPD geworden? Gab es dafür einen bestimmten Anlass?
Markus Brinkmann: Ich war schon länger gewerkschaftlich aktiv. 1982 gab es dann einen Regierungswechsel, bei der Bundestagswahl 1983 einen deutlichen CDU-Sieg. Ich ahnte, dass jetzt schwere Zeiten für Arbeitnehmer kommen würden und dass die Gewerkschaft dann nicht reichen würde. Also bin ich dann im November 1983 der SPD beigetreten.
Marco Nehls: Und warum bist du Abgeordneter geworden? Du hättest ja auch einfaches Parteimitglied bleiben können...
Markus Brinkmann: Ich war Mitte 40 und in der Gewerkschaft sind die Wirkungsinstrumente natürlich begrenzt. Man kann Tarifverträge usw. aushandeln und ich war auch 20 Jahre Gewerkschaftssekretär. Und dann stellte sich eben die Frage: Mach ich das jetzt bis zur Rente weiter? Oder mach ich was anderes? Dann sah ich eine gute Herausforderung, sich auf anderer Ebene einzusetzen und so habe ich kandidiert.
Marco Nehls: Das bringt mich zu der Frage, wie das bei deiner Kandidatur war: War das schwierig, hattest du Gegenkandidaten?
Markus Brinkmann: Ich hatte drei Gegenkandidaten oder eigentlich ja Mitbewerber, es gab zwei Wahlgänge. Im zweiten Wahlgang war ich dann knapp vorne, mit 2 oder 3 Stimmen.
Marco Nehls: Was waren deine größten Erfolge als Abgeordneter, außer vielleicht, dass du gewählt wurdest?
Markus Brinkmann: Ich kam gleich in den Haushaltsausschuss, der ist ja eigentlich am bedeutendsten, weil es immer um Geld geht. Dann waren wir 5 Jahre in der Opposition, da konnte man nicht viel erreichen, aber das hat sich jetzt ja geändert. Hier im Wahlkreis habe ich zum Beispiel erreicht, dass der Radweg an der Hildesheimer Straße erneuert wurde, genauso wie die Landesstraße Hotteln-Ingeln und noch einige kleinere Maßnahmen natürlich auch. Von 39 Straßenprojekten, die es jetzt in Niedersachsen gibt, liegen 4 in meinem Wahlkreis. Ich denke, das ist schon ganz gut. Aber der größte Erfolg war schon der Wahlsieg 2013.
Marco Nehls: Und was waren deine größten Niederlagen?
Markus Brinkmann: Es gibt immer Dinge, wo man sich erhofft, dass es schneller geht, zum Beispiel bei der Sanierung des Polizeikommissariats Bad Salzdetfurth. Da laufe ich mir seit Jahren die Hacken wund, das ist natürlich schade. Und es gibt auch andere Themen, wo ich bisher keinen Erfolg hatte.
Marco Nehls: Was sind deine persönlichen Ziele als Abgeordneter, also nicht nur einfach das Parteiprogramm?
Markus Brinkmann: Ich wünsche mir natürlich eine erfolgreiche Arbeit der Regierungsmehrheit. Dazu möchte ich gerne meinen erfolgreichen Beitrag leisten. Das sollte dann auch im Wahlkreis sichtbar werden und bei der nächsten Wahl bestätigt werden. Ich hoffe auf eine Fortsetzung meiner Arbeit, damit ich wieder im Landtag dabei sein kann.
Marco Nehls: Macht dir deine Arbeit Spaß?
Markus Brinkmann: Im Großen und Ganzen. Es gibt schon Dinge, über die man sich ärgert. Aber ich hätte das wohl gemacht, wenn jemand mir vorher gesagt hätte, was mich erwartet, ja.
Marco Nehls: Ist deine Arbeit manchmal auch langweilig? Im Ausschuss spielen die Abgeordneten mit ihren Handys, wenn jemand etwas vorträgt oder die Opposition wieder komische Fragen stellt.
Markus Brinkmann: Langweilig ist ein falsches Wort. Bei der Palette der Themen im Plenum, von Bienenkrankheiten über Bildung bis hin nach Europa, ist nicht alles so interessant. Es gibt für jeden besonders interessante Themen, für mich zum Beispiel Haushalt. Düngemittel sind auch für viele interessant. Das brennt mir aber nicht unter den Nägeln. Es gibt eben interessante und weniger interessante Themen. Man muss sich ja aber auch nicht um alles kümmern, das ist auch nicht möglich, man kann nicht alles im FF kennen.
Marco Nehls: Wie viel Arbeit hast du so als Abgeordneter?
Markus Brinkmann: Wenn ich jetzt bei einem Konzert vom Spielmannszug bin, dann vielleicht ein Grußwort spreche, ist das dann Arbeit? Also, der zeitliche Aufwand beträgt schon 60-70 Stunden pro Woche, aber das schwankt. Das sind ja nicht nur Sitzungen und Konferenzen, man muss auch Unterlagen sichten und hat am Wochenende auch Termine. Nur selten habe ich am Wochenende keine Termine und viele auch sonntags. Ich finde das ist eine schwierige Entwicklung. Der Sonntag sollte ein Tag für die Familien sein. Eine solche Beeinträchtigung finde ich nicht gut und deshalb bin ich auch ein Gegner von Sonntagsöffnungen usw.
Marco Nehls: Ja, dann habe ich nochmal die Frage, welche Aufgaben du zu Hause so erledigen musst.
Markus Brinkmann: Ich muss meine Post bearbeiten, Unterlagen lesen, Telefonate führen und vor allem auf meine Termine achten, mir die eintragen, damit ich da nichts verpenne.
Marco Nehls: Wie viele Termine hast du so pro Tag?
Markus Brinkmann: Das ist sehr unterschiedlich. Meistens so 2 bis 4, sonnabends auch so 3 bis 4. Das kannst du auch in meinem Terminplan auf der Homepage sehen. Selten habe ich auch mal keinen Termin, z.B. im Sommer.
Marco Nehls: Gibt es für dich auch schöne oder nicht so schöne Termine, wo man aber trotzdem hin muss?
Markus Brinkmann: Klar. Wenn ich beim Firmenjubiläum vom Gleitz-Verlag bin, und es dann ein Fußballspiel gegen die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft gibt, und Uwe Seeler auch da ist und ich gegen ihn spiele, dann ist das schön.1 Aber es gibt auch Termine, die sich in die Länge ziehen. Dann kommen nur Grußworte und man möchte nur, dass es irgendwann hoffentlich vorbei ist, weil man sich fragt, was könnte man sonst noch tun? Bei so einem Konzert zum Beispiel, wo dann noch ein Kinderchor kommt, dann hat man irgendwann genug gehört. Außerdem besuche ich ja auch mehrere Konzerte. Das bindet natürlich. Manchmal ist das auch so bei Parteiversammlungen, wo es dann darum geht, wo man Papierkörbe aufhängt...
Kurzbiographie Markus Brinkmann
Geboren am 30. Juni 1961 in Hildesheim, röm.-kath., ledig, Gewerkschaftssekretär
Nach dem Realschulabschluss von 1978 bis 1981 Ausbildung bei der Deutschen Bundespost.
Von 1988 bis 1989 Besuch der Sozialakademie Dortmund.
Von 1989 bis 2001 Bezirkssekretär bei der Deutschen Postgewerkschaft
Von 2001 bis 2006 Bezirksgeschäftsführer Ver.di Bezirk Leine-Weser.
Seit 2006 bis zum Einzug in den Landtag 2008 stellv. Bezirksgeschäftsführer Ver.di Bezirk Hannover/Leine-Weser.
Mitglied der SPD seit 1983.
Mitglied im Vorstand des SPD-Bezirks Hannover, Mitglied im Vorstand des SPD-Unterbezirks Hildesheim.
Landtagsabgeordneter seit dem 26. Februar 2008, seit Februar 2013 Schriftführer des Niedersächsischen Landtages.
Seit 2011 Ratsherr der Stadt Sarstedt
(aus: Handbuch des Landtages 2013, S.21)
Bildergalerie