Inhaltsverzeichnis
1. Meine Erwartungen (vorbereitender Teil)............................................................3
2. Darstellung der Berufe...........................................................................................4
3. Darstellung der Einrichtung Bürgerbüro................................................................6
4. Makrodarstellung des Praktikumsverlaufs.............................................................7
5. Mikrodarstellung des 13.3.14................

6. Kritische Reflexion des Praktikums........................................................................10
7. Anhang: Literaturverzeichnis................................................I.................................I


Vorbereitende Arbeit: Meine Erwartungen
Mein Betriebspraktikum absolviere ich bei Markus Brinkmann (SPD), Mitglied des Niedersächsischen Landtages, und seinem Wahlkreisbüro in Sarstedt. Diesen Praktikumsplatz (kein Betrieb, da nicht wirtschaftlich orientiert) habe ich ausgewählt, weil ich bereits meinen Zukunftstag in der 9. Klasse (am 25. April 2013) dort (und in der SPD-Landtagsfraktion) verbracht habe. Bei diesem Anlass fragte ich Markus Brinkmann, ob er sich vorstellen könne, mir einen Praktikumsplatz anzubieten. Schon lange bin ich sehr für Politik interessiert und es ist auch eine Option für mich, später beruflich im politischen Bereich zu wirken. Ich finde es interessant, an politischen Prozessen mitzuwirken, es interessiert mich, wie Politik funktioniert. Da aber bei diesem Berufswunsch noch viele Unwägbarkeiten berücksichtigt werden müssen (man muss von einer Partei aufgestellt werden, sich dort also zunächst durchsetzen, und – vor allem – man muss gewählt werden), kann ich es mir auch vorstellen, zunächst als Journalist zu arbeiten, allerdings auch im politischen Bereich. In beiden Fällen kann ein Praktikum bei einem Abgeordneten hilfreich sein. Als Alternative hätte sich also noch ein Praktikum im journalistischen Bereich oder (allerdings unwahrscheinlicher) bei einem anderen Abgeordneten, der allerdings nicht so ortsnah (schließlich wohne ich nur wenige Gehminuten vom Büro von Markus Brinkmann entfernt) und womöglich auch einer anderen Fraktion zugehörig wäre, denn politisch tendiere ich auch zur SPD.
Beworben im eigentlichen Sinne habe ich mich also nicht (s.o.), für den Zukunftstag rief ich lange bevor dieser stattfand im Büro an und wurde dann wieder informiert, als neue Informationen vorlagen. Beim Zukunftstag fragte ich dann, ob ich mein Praktikum bei Markus Brinkmann absolvieren könne, es lagen noch keine weiteren Anfragen für diesen Zeitraum vor und so wurde mir das Einverständnis signalisiert. Einige Tage später hatte ich noch ein Gespräch mit der damaligen Sekretärin, Frau Sabine Gentemann, bei der aber weniger ich mich als sie sich und ihre Arbeit vorstellte. Ein Bewerbungsgespräch als solches erfolgte also ebenso wie ein Auswahlverfahren nicht. Offensichtlich gab es aber von beiden Seiten (Brinkmann und Gentemann) keine Einwände zu meiner Person.
Von meinem Praktikum erhoffe ich mir, weitere Eindrücke von der Arbeit eines Abgeordneten, auch im Wahlkreis (denn am Ablauf im Landtag konnte ich schon am Zukunftstag teilhaben), zu erhalten. Zudem werde ich einen Eindruck in Verwaltungsangelegenheiten im Büro und, so hoffe ich, noch tiefer als an einem Tag in einem Planspiel im Landtag auch Eindrücke der dortigen Arbeit erhalten. Zu diesen Bereichen erwarte ich auch neue Informationen. Desweiteren erwarte ich eine freundliche Aufnahme und die Möglichkeit, den Abgeordneten viel zu begleiten. Lernen und erfahren möchte ich also noch genauer, wie die Arbeit eines ganz normalen Abgeordneten in Wirklichkeit aussieht. Nicht so sehr geht es mir um Informationen zur Ausbildung, wohl aber darum, wie man in die Politik gelangt.
Damit sich diese Erwartungen erfüllen können, muss ich kooperativ sein, pünktlich, auch bereit sein, möglicherweise zu unangenehmeren Zeiten (z.B. Wochenende) zu erscheinen, um an Terminen teilhaben zu können. Ich darf selbstverständlich nicht zur Last fallen und muss auch mal zuhören können, da ich nicht so viel Arbeit werde übernehmen können. Auf die Menschen an meinem Praktikumsplatz (es sind nur zwei) kann ich zugehen, indem ich ihnen meine Hilfe anbiete, aber auch indem ich mich interessiert zeige, indem ich Fragen stelle. Viele Wünsche werde ich nicht äußern können, da Termine nun einmal stehen und wahrgenommen werden müssen; wo immer es geht, möchte ich aber den Abgeordneten begleiten.
An meinem Praktikumsplatz wird man von mir Pünktlichkeit erwarten, man wird erwarten, dass ich nicht zu anstrengend werde, und vor allem, dass ich in einem gewissen Sinne loyal bin, unterstütze und mich an meine Schweigepflicht über etwaige Probleme von Menschen, die ins Büro kommen, halte. Unerwünscht dürfte ebenso sein, dass ich mich abfällig über meinen Praktikumsgeber äußere, ihn zu sehr störe oder mich anderweitig unangemessen verhalte.
Darstellung der Berufe
An meiner Praktikumsstelle sind zwei Menschen mit zwei grundverschiedenen Berufen tätig: Zum Einen der Abgeordnete (Markus Brinkmann), zum Anderen seine Sekretärin, oder korrekt: Büroleiterin (zum Zeitpunkt meiner Bewerbung Sabine Gentemann, nach plötzlicher aber länger andauernder Krankheit nun Iris Siekiera).
Zunächst möchte ich mich dem Beruf der Büroleiterin widmen. Zu dieser Tätigkeit ist in der Regel eine „Ausbildung im kaufmännisch-verwaltenden Bereich“ erforderlich1. Im Falle von Frau Siekiera erfolgte diese in der Versicherungsbranche, sie ist gelernte Versicherungskauffrau. Für den spezielleren Fall der Leitung eines Abgeordneten Büros sind zudem politische Kenntnisse und Erfahrung vonnöten. Einstellungs- und Aufstiegschancen sind begrenzt bis kaum vorhanden, da in der Regel pro Büro nur eine Bürokraft angestellt wird. Denkbar wären lediglich Tätigkeiten im selben Bereich bei der Landtags- oder Ministerialverwaltung. Als Büroleiterin führt man das Büro, koordiniert die Termine des Abgeordneten, bearbeitet seine Korrespondenz2, führt Telefonate, bereitet z.B. Veranstaltungen im Wahlkreis3 vor oder schreibt Pressemitteilungen. Das Gehalt wird vom Land Niedersachsen gezahlt und beträgt ca. 3.000 € brutto bei einer 40-Stunden-Woche. Frau Siekiera ist mit ihrem Beruf zufrieden.4
Fortfahren möchte ich mit dem Beruf des Landtagsabgeordneten. Diese Tätigkeit ist kein Ausbildungsberuf, daher erfolgt die Ausbildung individuell; jeder Abgeordnete hat eine andere absolviert. Es besteht auch keine Prüfung oder ähnliches. Zudem kann jeder Abgeordneter werden. Zur Vorbereitung gibt es allerdings freiwillige Veranstaltungen, im Falle der SPD z.B. ein Kandidatentraining. Aufstiegschancen sind nicht planbar, da hierzu zahlreiche Zustimmungen (der Wähler, aber auch der Partei) erforderlich sind. Denkbar wären theoretisch aber die Ämter von Ministern, des Landtagspräsidenten, des Fraktionsvorsitzenden oder von Fraktionssprechern5. Der Arbeitsmarkt ist zurzeit „geschlossen“6 und wird nur bei Wahlen „geöffnet“, sonst besteht keine Möglichkeit, Abgeordneter zu werden. Auch die Kompetenzen, die ein Abgeordneter benötigt, sind individuell, über sie muss jeder für sich befinden. Aus Sicht von Markus Brinkmann sind vor allem politische Erfahrung, Kenntnisse über den Parlamentsbetrieb und Kontakte (im Wahlkreis und zu den Ministerien) nötig. Zu diesen allgemeinen kommen dann noch für jeden Abgeordneten spezielle Kenntnisse in einem Themenbereich, in dem er sich besonders engagiert. Die Entlohnung setzt sich zusammen aus einer Grundentschädigung von monatlich 6.260,70 €7 (entspricht ungefähr dem Einkommen eines Gymnasialleiters), die ganz normal versteuert werden muss. Urlaubs- oder Weihnachtsgeld existieren hingegen nicht. Dazu kommt noch eine Aufwandsentschädigung von monatlich 1.048 €8, die für weitere Ausgaben des Abgeordneten wie Miete eines Büros, Porto, Papier usw., aber auch für Fahrten im Wahlkreis oder kleine Präsente gedacht ist. Über die Höhe dieser Entschädigungen berät eine Diätenkommission, die mit Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen wie Gewerkschaften, aber auch dem Bund der Steuerzahler und Vertretern von Wirtschafts-Beratungsagenturen besetzt ist. Die endgültige Entscheidung erfolgt durch einen Parlamentsbeschluss; die Abgeordneten entscheiden also selbst über ihr Gehalt. Außerdem werden auch größere Anschaffungen wie z.B. ein Computer durch den Landtag zur Hälfte gezahlt.9
Darstellung der Einrichtung Bürgerbüro
Das Bürgerbüro Markus Brinkmann ist im Dienstleistungssektor tätig, denn es berät auch Menschen, die es besuchen; dies allerdings ohne entsprechendes Entgelt. Es ist nicht in einer Rechtsform organisiert. Aufgabenbereich ist also die Beratung, aber auch die Unterstützung des Abgeordneten. Das Bürgerbüro verfolgt die Ziele der Bürgernähe und Transparenz. Diese Einrichtung besteht seit 2009, Markus Brinkmann ist bereits seit 2008 Abgeordneter des Niedersächsischen Landtages. Die Angestelltenzahlen (1 Mitarbeiterin) blieben stets konstant. Das Büro besteht aus einem eher kleinen Ladenlokal mit Schaufenster und einem kleinen Hinterraum und befindet sich günstig gelegen in der Sarstedter Innenstadt.10 Wie bereits erwähnt gibt es eine Mitarbeiterin, die für den Abgeordneten als Bürokraft und -leiterin arbeitet. Diese Arbeit erfolgt vor allem in Einzelarbeit, es wird „zugearbeitet“, desweiteren besteht eine Hierarchie Abgeordneter (Vorgesetzter)/Angestellte. Eine Interessensvertretung ist aufgrund der geringen Beschäftigtenzahl nicht vorhanden und laut Frau Siekiera auch nicht notwendig, da sowieso beide (Siekiera und Brinkmann) Mitglied in der Gewerkschaft11 wären. Prinzipiell bestehen flexible Arbeitszeiten, lediglich während der festgelegten Öffnungszeiten muss das Büro besetzt sein. Für politische Tätigkeiten (Frau Siekiera sitzt selbst im Kreistag) erfolgt eine Freistellung. Für den Abgeordneten gelten keine festen Arbeitszeiten. Es bestehen 30 Tage Urlaubsanspruch, die nach Möglichkeit in den Plenarferien12 liegen sollten. In dieser Zeit bleibt das Büro geschlossen.13
Makrodarstellung des Praktikumsverlaufs
Datum
Tätigkeiten
3.3.14
gegenseitiges Kennenlernen; Brinkmann nicht anwesend; Übernahme einfacher Bürotätigkeiten, z.B. Einsortieren von Drucksachen14
4.3.14
Brinkmann mit Haushalts- und Finanzsausschuss auf Dienstreise in Brüssel; weiterhin Bürotätigkeiten
5.3.14
Brinkmann weiter auf Dienstreise; Besuch von Frau Konrad; Informieren über Einrichtung (für Bericht); Sichten von Material, z.B. Wahlkampfwerbung
6.3.14
Brinkmann weiter auf Dienstreise; Sichten von Material, damit Information über Tätigkeit eines Abgeordneten, Wahlergebnisse

7.3.14
Teilnahme an einem Gespräch in Bad Salzdetfurth mit Markus Brinkmann, MdL15, Bernd Westphal, MdB16, dem Bürgermeister der Stadt Bad Salzdetfurth, Erich Schaper, sowie Vertretern eines Bad Salzdetfurther Werkes eines weltweit tätigen Konzerns, der das Werk aufgeben möchte, über mögliche Perspektiven und Maßnahmen
8./9.3.14
Wochenende – keine Teilnahme an Terminen
10.3.14
Teilnahme an einem Gespräch in Hannover im Sozialministerium mit Mitarbeitern desselbigen sowie Vertretern eines ambulanten Pflegedienstes über Fördermöglichkeiten einer Baumaßnahme
11.3.14
Teilnahme an einem Gespräch in Hildesheim beim Mieterverein über dessen Tätigkeiten, nachmittags Begleitung zum Arbeitskreis Haushalt und Finanzen17 im Landtag
12.3.14
Besuch der Sitzung des Ausschusses für Haushalt und Finanzen im Landtag
13.3.14
Begleitung zu einem Interviewtermin mit NDR Info in Bledeln zur Stromtrasse „Südlink“, anschließend Teilnahme an einem Gespräch in der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Hannover18
14.3.14
Vorbereitung des Europatags19, abends Teilnahme an einer SPD-Mitgliederversammlung in Sarstedt zur Aufstellung eines/r Bürgermeisterkandidaten/-in

Mikrodarstellung des 13.3.14
Hier möchte ich nun genauer auf Donnerstag, den 13.3.2014 und meine Tätigkeiten an diesem Tag eingehen. Um 8.16 Uhr wurde ich von Markus Brinkmann zu Hause abgeholt. Er fuhr noch einmal zu seinem Büro in der Holztorstraße, um Unterlagen abzugeben. Die anschließende Fahrt nach Bledeln wurde genutzt, um im Auto per Freisprecheinrichtung zu telefonieren. Hier bestand meine Tätigkeit darin, die gewünschte Nummer zu wählen, da dies beim Fahren nicht allzu einfach ist. In Bledeln angekommen, musste zunächst das Feuerwehrhaus gesucht werden, da dort der Termin stattfinden sollte. Dieser war ein Interview für NDR Info, einen Radiosender, über die geplante Stromtrasse „Südlink“, die das kleine Dorf berühren soll. Um 8.33 kamen wir also in Bledeln am Feuerwehrhaus an. Dort befanden sich bereits zahlreiche Bürger des Ortes, zum Teil in einer Bürgerinitiative organisiert, zwei Journalisten des NDR sowie der Bürgermeister der Gemeinde Algermissen, Wolfgang Moegerle (CDU). Brinkmann begrüßte zunächst alle Gäste per Handschlag und unterhielt sich kurz mit ihnen. Ich begleitete ihn dabei zum Teil und grüßte ebenfalls einige Gäste. Mit einer Frau und zwei Kindern (genauer: Kinderreportern) entspann sich ein Gespräch über die Arbeit eines Abgeordneten, das mit der Einladung zum Zukunftstag der SPD-Landtagsfraktion endete. Hier konnte ich den Kindern einige Auskünfte erteilen, da ich diesen ebenfalls letztes Jahr besuchte. Ansonsten hörte ich den Bürgern zu, die für eine Live-Schaltung interviewt wurden. Brinkmann wurde anschließen kurz für eine Aufzeichnung befragt. Danach erfolgte noch ein kurzes Gespräch mit einem Vertreter von Tennet, der Firma, die die Trasse plant und bauen wird. Hier ging es um Maßnahmen zur Beteiligung der Politik und der Bürger und ihrer Koordinierung. Außerdem musste noch die Frage eines aufgebrachten Bürgers beantwortet werden, der wissen wollte, wer politisch den Verkauf von e.on an Tennet zu verantworten habe. Um 9.53 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Hannover, wo ein Gespräch mit dem Leiter des Geschäftsbereichs Hannover der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Joachim Ernst, stattfinden sollte. Die Fahrt dorthin nutzte ich, um ein am Tag zuvor begonnenes Interview mit Markus Brinkmann fortzuführen. Um 10.15 Uhr kamen wir ein Hannover an. Nach nochmaligen kurzen Telefongesprächen erfolgte das Gespräch mit Herrn Ernst. Dabei ging es um einige Baumaßnahmen in Brinkmann Wahlkreis, so die Sanierungen von einigen Ortsdurchfahrten, die Errichtung eines Radweges und die Einführung von verkehrsberuhigenden Maßnahmen. Herr Ernst erteilte Auskunft über Realisierungszeiträume usw. Bei diesem Gespräch konnte ich lediglich zuhören, wie auch sonst während des Praktikums meine Arbeit vor allem im Begleiten und Zuhören bestand. Aktiven Tätigkeiten ging ich nur seltener, v.a. in der ersten Woche nach. Um 11.35 Uhr war das Gespräch beendet. Nach Absprachen zum Vorgehen am folgenden Tag fuhr ich mit der Stadtbahn nach Hause, da Markus Brinkmann noch zu einem privaten Termin in die Innenstadt von Hannover musste und daher keine Zeit für eine Fahrt nach Sarstedt hatte. Damit war dieser „Arbeitstag“ beendet.


Kritische Reflektion des Praktikums
Im ersten Teil meines Berichtes habe ich über meine Erwartungen vom Praktikum geschrieben. Ich kann sagen, dass sich diese zum größten Teil erfüllt haben. So habe ich geschrieben, dass ich Eindrücke von der Arbeit im Wahlkreis erhalten möchte. Es gab zwar nicht viele Gespräche mit Bürgern, aber doch auch Termine im Wahlkreis zu Problemen des Wahlkreises. Zu nennen wäre hier vor allem das Gespräch in Bad Salzdetfurth zur Schließung eines Firmenwerkes. Es stehen zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel, eine mehr oder weniger angeschlossene Ausbildungsinitiative ist ebenfalls betroffen. Zu hören, welche Folgen solch eine Schließung für eine sowieso kritischere Region (demographischer Wandel) hat, aber auch wie chancenlos es ist, gegen einen Weltkonzern zu agieren, war interessant. Auch den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, in meinem Praktikum durch das Interview in Bledeln repräsentiert, kam vor. Ein weiterer, wesentlicher und interessanter Aspekt ist die Basisdemokratie. Auch an dieser konnte ich am letzten Tag meines Praktikums teilhaben. Es handelte sich auch nicht um eine einfache Mitgliederversammlung, sondern um die Nominierung des Bürgermeisterkandidaten der SPD, die Versammlung war also entscheidend für einen Teil der Sarstedter Geschichte, denn die SPD hat beste Chancen, weiter den Bürgermeister zu stellen. Vom Ergebnis dieser Wahl nicht nur aus der Zeitung zu erfahren, sondern bei der Wahl direkt dabei zu sein, war etwas Besonderes.
Ebenso konnte ich Eindrücke von der Landtagsarbeit erhalten. Leider gab es keine Plenumssitzung, dies ist aber nicht zu ändern gewesen: Wenn keine Sitzung im Terminplan steht, kann man auch an keiner teilnehmen! Eine „große“ Sitzung wäre schon interessanter und wichtiger gewesen, aber auch im „kleinen“ Haushaltsausschuss konnte ich Zeuge der Parlamentsarbeit werden. Auch wenn das Ausschussthema Finanzen eher trocken oder langweilig ist, gab es interessante Momente in der Sitzung. So konnte ich wieder Dinge erfahren, die tags darauf in der Zeitung standen und behaupten, es vorher gewusst zu haben (Schließung von Grundschulen, Probleme bei der MHH20). Zudem gab es eine heftige Debatte zur Wirtschaftlichkeit der neuen Ämter für regionale Landesentwicklung und einen Schlagabtausch zwischen Regierungsfraktionen und Opposition. Wie viel Aufsehen ein Zeitungsartikel und eine nicht gewährte Wirtschaftlichkeitsprüfung erregen können... Diese Debatte im sonst eher langweiligen Ausschuss (mit fünfminütiger Sitzungsunterbrechung, da die Zwischenrufe nicht enden wollten!) war die vielleicht beste Erfahrung des Praktikums.
Der Einblick in die Verwaltungsangelegenheiten des Büros war eher gering, da auf Akten Sortieren und Sichten von Ordnern beschränkt. Allerdings sollte hier auch nicht der Schwerpunkt für mich liegen. Die „richtige“ Politik und nicht die Verwaltungsangelegenheiten sollten im Fokus stehen.
Die Erwartung, freundlich aufgenommen zu werden, hat sich zum Glück auch erfüllt. Dies ist schließlich die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreiches Praktikum. Alle meine nervigen Fragen oder Zwischenkommentare wurden ertragen und beantwortet. Obwohl ich im Büro aufgrund fehlender Arbeitsmöglichkeiten eher eine Last sein musste, wurde ich ertragen und willkommen geheißen. Die Kommunikation mit Herrn Brinkmann und Frau Siekiera war gut und offen. Meine Meinung konnte ich stets äußern und sie wurde respektiert. Ich habe mich in meinem Praktikum wohl gefühlt und bin gerne gekommen.
Den Abgeordneten habe ich so viel wie möglich begleitet. Dass er in der ersten Woche nicht anwesend war, war schade, aber aufgrund der geschlossenen Gesellschaft des Ausschusses und des jeweils feststehenden Termins nicht zu ändern. Hier war keine Begleitung möglich. In allen anderen Fällen konnte ich aber an den Terminen teilnehmen. Einige waren eher langweilig (z.B. im Sozialministerium), allerdings ist dies auch mein eigenes Verschulden, dass ich an ihnen teilnahm, denn das hatte ich mir ja erhofft!
Mein Praktikum konnte ich im gewünschten Beruf ausüben, was sicherlich auch zu seinem Gelingen beitrug.
Mit einigen Schwierigkeiten war ich konfrontiert, vor allem fällt mir hier die Begrüßung von unbekannten Personen ein. Aufgrund der zahlreichen auswärtigen Terminen bin ich auf viele mir unbekannte Personen getroffen. Es stellte sich die Frage, wie man mit ihnen umgeht. Meistens habe ich sie mit Handschlag begrüßt und mich als Praktikant vorgestellt, bei einer größeren Personenmenge oft aber nur einige. Da dies aber oft die eher unwichtigeren Personen waren, hat mir dies im Nachhinein etwas Kopfzerbrechen bereitet, auch bei der Begrüßung habe ich mich eher unwohl gefühlt.
Eine weitere Schwierigkeit war der Umgang mit vertraulichen Themen bzw. dem Gespräch darüber, wenn man also Teile erfuhr, ohne den Hintergrund zu kennen. Da ich ein neugieriger Mensch bin, hat mich das gestört. In einigen Fällen konnte ich weitere Informationen erhalten, in anderen nicht, was aber aufgrund der gebotenen Vertraulichkeit in Ordnung ist.
Meine Freizeitgewohnheiten waren vom das Praktikum eigentlich nicht betroffen, da ich sehr „humane“ Arbeitszeiten hatte, die größtenteils in meiner normalen Schulzeit lagen. Insgesamt hatte ich mehr Freizeit als sonst und habe dies auch genossen. Selbstverständlich ist mir aber bewusst, dass dies im Beruf nicht so der Fall wäre! Meine Einstellung zur Arbeitswelt hat sich auch nicht wirklich verändert. Ich hatte auch vorher nie richtige Zweifel an der Arbeit von Politikern und auch sonst habe ich nicht besonders positive oder negative Erfahrungen gemacht.
Auf meine weitere Schulausbildung wird das Praktikum keinen Einfluss haben. Die Entscheidung, in den gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt mit Politik-Wirtschaft als Kurs auf erhöhtem Niveau zu gehen, musste bereits vorher getroffen werden. Daran habe ich auch weiterhin kaum Zweifel. Allerdings weiß ich genauso wenig wie vorher, wie meine Ausbildung nach dem Abitur aussehen soll. Informationen, wie man in die Politik habe ich kaum erhalten, allerdings auch kaum gefragt. Dies ist aber auch sehr individuell und kaum steuerbar. Ein erster Schritt wurde hingegen meinerseits getan (das Praktikum war auch für die SPD erfolgreich...).
Für ein besseres Praktikum bei Herrn Brinkmann wäre es natürlich wünschenswert, wenn er auch durchgehend anwesend wäre. Dies möchte ich aber nicht kritisieren, da es eben nicht zu ändern war.
Zu meinen beruflichen Zukunftsaussichten kann ich sagen, dass ich mir weiterhin vorstellen kann, im politischen Bereich, als Politiker oder Journalist zu arbeiten. Die Politik ist interessant und vielseitig, aber auch mit viel Arbeit verbunden. Eine Tätigkeit im Haushaltsausschuss (auch wenn von Brinkmann dessen Wichtigkeit betont wurde) schließt sich aber aus. Das ist mir zu trocken und langweilig, bei den Haushaltsberatungen wohl auch mit zu viel Arbeit verbunden (es soll schon Nachtsitzungen gegeben haben).
Die Resonanz auf mein Praktikum in der Schule (bei Mitschülern und Lehrern) war recht hoch. Dies liegt sicherlich an dem Bereich Politik, der (fast) alle betrifft, vor allem aber auch an aktuellen Konflikten wie der Mehrarbeit für Gymnasiallehrer. Mein Bericht über die Sichtweise Brinkmann über ein Gespräch mit Lehrkräften des Gysar fand seine Beachtung, es folgte eine kleine Vermittler-Rolle (weiteres Gespräch mit Brinkmann, wieder Ausrichtung an Lehrkraft). Dieser „erste Einstieg“ in die Politik war ebenfalls interessant und zeigt, dass sich das Praktikum gelohnt hat.